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Profanierung von St. Pius X. Calmesweiler

Artikel der Bischöflichen Pressestelle Trier zur Profanierung am Samstag, 06. September 2025
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Datum:
6. Sept. 2025
Von:
Ulrike Wille
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06. September 2025

Abschied von St. Pius X. in Trauer und Dankbarkeit

350 Christinnen und Christen kamen zum Profanierungsgottesdienst in Calmesweiler

 

Eppelborn – Ein letztes Mal haben die Glocken von St. Pius X. in Calmesweiler am Samstag, 6. September, zum Gottesdienst gerufen. Rund 350 Christinnen und Christen sind dem Ruf gefolgt, um Abschied von ihrer Kirche zu nehmen. Gemeinsam mit dem emeritierten Weihbischof Franz Josef Gebert, den Pastören Achim Thieser, Sebastian Kühn, Matthias Marx, Hermann Zangerle, Pater Shijo Paul sowie den Diakonen Markus Kron und Hugo Naumann feierten sie ein letztes Mal Eucharistie in dem 1963 geweihten Gotteshaus. Musikalisch gestaltete der Musikverein Bubach-Calmesweiler die Abschiedsmesse. Calmesweiler gehört zur Pfarreiengemeinschaft Eppelborn-Dirmingen, die die Orte Bubach, Calmesweiler, Dirmingen, Eppelborn, Habach, Hierschied und Macherbach umfasst. Am Ende des Gottesdienstes verlas Weihbischof Gebert das Dekret des Trierer Bischofs Dr. Stephan Ackermann zur Profanierung der Kirche. Sie verliert damit ihre Funktion als Gottesdienstort. Auch die Ortsvorsteher Sebastian Michel (Bubach-Calmesweiler) und Jürgen Nürnberger (Macherbach) nahmen am Gottesdienst teil.

 

„Viele von Ihnen verbinden mit dieser Kirche Erinnerungen: Vielleicht Ihre Taufe oder die Taufe Ihrer Kinder oder Enkel, Erstkommunion, Hochzeit, festliche Gottesdienste an den Feiertagen, der Abschied von einem lieben Menschen im Sterbeamt und viele andere Gottesdienste mehr. Gerade wegen der über 60-jährigen wertvollen Geschichte war der Bau unserer Pius-Kirche nicht vergeblich! Hier wurde Glauben und Leben gefeiert! Gemeinschaft gelebt und Trost erfahren! Menschen gestärkt!“, sagte Pastor Achim Thieser. Es sei daher ein Tag der Trauer und des Dankes: „Ich denke, wir sollten beides tun: Unsere Trauer vor Gott tragen und ebenfalls auch unseren Dank für das Gute, das sich hier über Jahrzehnte ereignet hat.“ Doch die sinkende Zahl der Gottesdienstteilnehmer, die steigenden Kirchenaustritte und die immer knapper werdenden finanziellen Ressourcen machten sich auch in der Pfarreiengemeinschaft bemerkbar. Aufgrund von Dachschäden wurde die Pius-Kirche im vergangenen Winter vom Verwaltungsrat gesperrt, bis das Dach im Frühjahr behelfsmäßig repariert wurde. Kurz- bis mittelfristig hätte das Dach erneuert werden müssen. Daher hätten die pastoralen Räte nach langen Beratungen über die Frage „Welche Immobilien benötigen wir in der Zukunft, um kirchliches Leben zu gestalten und Glaube aktiv zu leben?“ im Oktober 2024 ein Immobilienkonzept verabschiedet, das schweren Herzens die Profanierung von St. Pius X. vorsieht.

 

„Wir werden die Zukunft der Kirche nicht in der Vergangenheit finden“

 

In seiner Predigt nahm der emeritierte Weihbischof Bezug auf die Lesung aus dem Buch der Weisheit, in dem es heißt: „Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen?“ „In der Kirche fragen wir uns schon lange angesichts der vielfachen schmerzhaften Veränderungen: Hat Gott einen besonderen Plan?“, fragte Gebert. Auf diese Frage gebe es keine eindeutige und auch keine einfache Antwort. Seit Jahrzehnten nehme die Zahl der Kirchenmitglieder rapide ab. Das sei für viele zurecht etwas Beängstigendes. Es seien in der Vergangenheit Fehler gemacht worden, diese erklärten aber nicht allein den aktuellen Zustand: „Wir erleben Menschen, die ihr Leben anders gestalten, bei denen wir den Eindruck haben, dass ihnen nichts in ihrem Leben fehlt, wenn ihnen die religiöse Dimension fehlt. Darüber dürfen wir traurig sein, aber es ist eine Realität, der man sich stellen muss“, sagte er weiter. Auch das Lukas-Evangelium, in dem Jesus seine Anhänger aufruft, irdischen Besitz aufzugeben, um ihm zu folgen, übertrug Gebert auf die Situation in Calmesweiler: Die Gremien der Pfarreiengemeinschaft hätten erkannt, dass der Besitz der Immobilie für die Gemeinde zu einer immer größeren Belastung werde. Sich von dem Druck zu lösen, biete die Chance für eine neue Freiheit. „Wir werden die Zukunft unserer Kirche nicht in der Vergangenheit finden. Das Heilige Jahr unter dem Motto ,Pilger der Hoffnung‘ ruft auf, nach vorne zu schauen. Als Christen sind wir überzeugt: Zukunft heißt die kommende Gegenwart Gottes. Wir wissen, Jesus Christus geht mit uns. Es ist seine Zusage, dass er unsere Zukunft und Hoffnung ist.“

 

„Sie war uns e gudd Kirch!“

 

Einer, dem die Profanierung besonders schwerfiel, ist Helmut Zangerle. „Es tut schon ziemlich weh“, sagte der 86-Jährige. Er war bei der Grundsteinlegung 1959 dabei und war seither eng mit dem Gotteshaus verbunden, kam nahezu täglich. „Wenn ich mich hier umschaue, ist kein Teil, bei dem ich nicht mit angepackt habe“, sagte Zangerle, der viele Jahre im Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat engagiert war. Wände streichen, Liedanzeigetafeln aufhängen, Lampen erneuern sind nur einige seiner Tätigkeiten. Die inzwischen großen Bäume der Außenanlage hat er vor Jahrzehnten gepflanzt. „Es komme halt nimmer mehr Leit in die Kirch‘“, kommentiert eine Gottesdienstteilnehmerin am Ende der Messe und seufzt: „Sie war uns e gudd Kirch!“

 

Da ist es für viele ein kleiner Trost, dass Teile der Inneneinrichtung in anderen Kirchen weiterleben wird. „Wir haben den Zelebrationsaltar der Caritas für den Neubau der Lebacher Klinik für die Krankenhauskapelle angeboten“, sagt Pastor Achim Thieser. Daher habe man das Reliquiar des Heiligen noch nicht entnommen. Der Saarbrücker Orgelbauer Gaida wird aus den Kirchenbänken Orgelpfeifen bauen. „Ambo, Osterkerzenständer und die Sedilien (Sitze im Altarraum) kommen in die Kirche in Dirmingen, der Tabernakel in die Kirche nach Bubach.“ Die Statue des Heiligen Pius X. wird einen festen Platz in der Kirche St. Sebastian in Eppelborn finden. St. Sebastian steht weniger als zwei Kilometer von der nun profanierten Pius-Kirche entfernt und wird neuer Gottesdienstort für die Calmesweiler und Macherbacher.

 

Wie es mit der ehemaligen Kirche und dem im Untergeschoss befindlichen Pfarrheim weitergeht, ist noch offen. Gemeinsam mit einem angrenzenden Baugrundstück sollen sie im Rahmen der Quartiersentwicklung vermarktet werden. Bisher hätten sich zwei Interessenten gemeldet. „Wir sind ergebnisoffen“, betont Pastor Thieser.

 

(uk)Verantwortlich: Judith Rupp Redaktion: Ute Kirch 

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